Mittwoch, 22. Mai 2013

"På gjengrodde stier": Auf den Spuren von Knut Hamsun

  Tresnitt            "På gjengrodde stier"        Tor Arne Moen  96

Hei alle sammen,

dieses Bild zeigt den betagten norwegischen Dichter und Literaturnobelpreis-Träger Knut Hamsun. Es trägt den Titel seines letzten Buches - auf Deutsch "Auf überwachsenen Pfaden" (1949), und hängt in der dikterstue genau dort, wo Knut Hamsun seinen Schreibtisch hatte.
Ich hatte es ja schon geschrieben: Hamsun lebte von 1911 bis 1917 mit seiner Familie hier in Oppeid, und in dieser Zeit kamen drei seiner vier Kinder zur Welt, die er zusammen mit seiner zweiten Frau Marie hatte. Um Ruhe für's Schreiben zu finden, baute er 1916 nicht weit von seinem Wohnhaus ein kleines Haus - die "dikterstue". Sie bestand ursprünglich nur aus einem Raum, wurde also später angebaut und aufgestockt. Aber durch diese Tür...













...betrat bereits Hamsun seinen "kiosk", wie das Häuschen auch genannt wurde.



 Die Gemeinde Hamarøy legt viel Wert darauf, die Erinnerung an ihren "großen Sohn" zu pflegen:





An zentraler Stelle in Oppeid, gleich neben dem Gebäude der Gemeindeverwaltung, findet man eine Schautafel, die an Knut Hamsun erinnert und auf der die Plätze Hamarøys beschrieben werden, die für den Dichter eine wichtige Rolle spielten.

 
Das alles war und ist auch für mich sehr spannend und interessant. Während meines Norwegisch-Unterrichts - in den 70er-Jahren an der Uni in Frankfurt - hatten wir uns ein ganzes Jahr lang mit Hamsuns Literatur beschäftigt. Sein Roman "Pan" (1894) ist seitdem eines meiner Lieblingsbücher.  Und ich bedauere es sehr, dass ich meiner damaligen Norwegisch-Lehrerin
Randi-Agnete nicht mehr erzählen kann, dass ich zurzeit in der dikterstue lebe. Sie ist leider schon 1999 verstorben.






Selbstverständlich habe ich also während meines Aufenthalts hier viele der Plätze besucht, die etwas mit Knut Hamsun zu tun haben. So etwa das Anwesen, wo er seine Kindheit verbrachte - hierher zog im Jahr 1862 die Familie, die aus dem Süden Norwegens stammte, als Knut drei Jahre alt war:


Knut Hamsuns Elternhaus in Hamsund

 Nur ein paar Meter weiter findet man die alte Schule von Hamsund, in der der spätere Literaturnobelpreisträger das Lesen und Schreiben erlernte:
 



































Im Jahr 1868 begann für den jungen Knut eine schwere Zeit: Aus wirtschaftlicher Not heraus wurde er zu seinem Onkel Hans Olsen, dem Bruder seiner Mutter, geschickt, um diesem zur Hand zu gehen. Olsen lebte im rund sechs Kilometer entfernten Presteid auf dem Anwesen des dortigen  Pfarrhofes. Knut litt enorm unter dem hartherzigen Onkel - Hunger und Schläge waren an der Tagesordnung. Gute Erinnerungen hatte er nur an die schöne Lage des Pfarrhofs oberhalb des Gezeitenstroms Glimma.

Heute sind von diesem Hof nur noch die Grundmauern zu erkennen:


Grundmauern des alten Pfarrhofs in Presteid mit Glimma

Freie Stunden verbrachte der junge Knut gerne auf dem Gelände des nahegelegenen Friedhofs.  Hier wurden später auch seine Eltern begraben, deren Grab noch heute erhalten ist:

 










Hamsuns letzte Ruhestätte befindet sich auf seinem späteren Gut Nørholm bei Grimstad in Süd-Norwegen.




Nach seiner Konfirmation 1874 war Knut Hamsun ein Jahr lang als Handelsgehilfe in Tranøy tätig - davon hatte ich schon berichtet.
Es folgten Jahre eines unsteten Lebens mit den verschiedensten Beschäftigungen und Aufenthalten im Ausland. Seinen literarischen Durchbruch erlebte Hamsun im Jahr 1890 mit dem Erscheinen seines Romans "Sult" ("Hunger").

Zwei Jahrzehnte später zog es den inzwischen berühmten Schriftsteller zurück nach Nordland. Er war seit 1909 in zweiter Ehe mit der jungen Schauspielerin Marie Andersen verheiratet, und mit ihr zog er im Frühjahr 1911 nach Hamarøy, wo er den Hof "Skogheim" in Oppeid erwarb.
Heute steht das Haus meist leer, wird aber für Versammlungen und kulturelle Veranstaltungen genutzt:

Skogheim in Oppeid mit der "dikterstue" rechts im Hintergrund










Sechs Jahre lang lebten Hamsun und seine Frau in Skogheim, in dieser Zeit wurden ihre drei Kinder Tore, Arild und Ellinor geboren. Trotzdem setzte Hamsun auch jetzt sein unstetes Leben fort: Häufig verbrachte er Wochen oder Monate in Pensionen oder Hotels irgendwo in Nordland, um sich auf sein Schreiben konzentrieren zu können.


Zweimal, 1913 und 1916, wohnte er für längere Zeit bei dem Hof Kråkmo - dort schrieb er auch den größten Teil seines Romans "Markens grøde", für den er 1920 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde.


Kråkmotind bei Kråkmo


Gut erhalten ist in Oppeid auch das Hof-Anwesen "Breidablikk" - in dem gelben Haus im Hintergrund befand sich der Kramladen, in dem Frau Marie die Besorgungen für die Familie machte:

 



Neben all diesen Stätten erinnern heute zwei Denkmäler in Hamsund an den großen Dichter Hamarøys,...



















...und seit Sommer 2009 das Hamsunsenter - ein turmartiges Gebäude, entworfen von dem amerikanischen Stararchitekten Steven Holl, in dem in fünf Etagen Leben und Werk Knut Hamsuns multimedial dargestellt und erläutert werden:


Gezeitenstrom Glimma mit Hamsunsenter















das Hamsunsenter vor den Bergen von Steigen

Wegen seiner politischen Haltung während der Zeit der Besetzung Norwegens durch Deutschland im 2. Weltkrieg - er sympathisierte offen mit dem Nationalsozialismus - war und ist Hamsun im eigenen Land eine umstrittene Person. Nach Ende des Krieges wurde er in Norwegen wegen Landesverrats zu einer hohen Geldstrafe verurteilt.
Was er wohl sagen würde, wenn er sähe, welch ein auffallendes und aufwändiges Denkmal man ihm hier gesetzt hat?

Dienstag, 7. Mai 2013

Am Nesstraumen

Rund um Hamarøy gibt es eine Reihe von großen "straumen" - Gezeitenströmungen, die sich im Meer an Engstellen bilden. Unablässig strömt hier, im Wechsel von Ebbe und Flut, Wasser aus den Fjorden in Richtung offenes Meer und umgekehrt.
Berühmt ist der "Saltstraumen" bei Bodø, der stärkste Gezeitenstrom der Welt. Kaum bekannt ist dagegen, dass sich Europas zweitstärkster dieser Ströme hier bei Hamarøy befindet. Es ist der Nesstraumen an Hamarøys Südspitze, der den rund 50 km langen Kaldvågfjorden mit dem offenen Meer verbindet.

Mit der Schneeschmelze war es nun endlich möglich, die Spitze der Nes-Halbinsel und den Nesstraumen wandernd zu erreichen. So bald wie möglich machte ich mich auf den Weg dorthin - zunächst per Auto bis zur winzigen Ortschaft Nes bei Skutvik.
Unterwegs zeigt sich Hamarøys Wahrzeichen, der Hamarøyskaftet, ebenfalls bereits frühjahrlich,...

bei Haukås














...während die Seen noch mit dickem Eis bedeckt sind:


am Brennvikvatnet


Die Wanderung zum Nesstraumen beginnt am kleinen Bootshafen von Nes:



Weglos geht es immer am Meeressaum entlang, der meist felsig ist, aber auch mit hübschen Sandbuchten überrascht:



















Am Ende der Halbinsel steht man dann am Nesstraumen - hier bei gerade einsetzender Ebbe:






Eine kleine offene Hütte bietet sich als hübscher Rastplatz an:





















Zahlreiche Grabhügel aus der Zeit der Wikinger zeugen hier in der Umgebung von einer frühen Besiedlung Hamarøys, an dessen Südspitze man nun angekommen ist:

Blick auf Lundøya...

...und Engeløya



Für den Rückweg lasse ich mir viel Zeit - die Tage sind ja bereits lang, und erst gegen 21 Uhr geht die Sonne hinter dem Hamnesfjellet unter:







Freitag, 3. Mai 2013

Nå er det endelig vår - Endlich Frühling!

Hei alle sammen,

in der zweiten Aprilhälfte hat sich der lange Winter verabschiedet - zumindest ist in den tieferen Lagen der meiste Schnee geschmolzen. Der Blick aus dem Fenster
 zeigt ein ungewohntes Bild...















...und auch auf dem Veten wird klar, dass jetzt
der Frühling Einzug hält:





Rund ums Haus tauchen Vögel auf, die sich bisher nicht blicken ließen...


ein Dompfaff-Pärchen

 



...und  s i e  müssen nicht mehr durch tiefen Schnee laufen:
 





Auch die Dragsbukt zeigt sich vorfrühlingshaft, und alles Eis ist verschwunden:




Ziel meiner ersten kleinen Frühjahrs-Wanderung war Stortuva, ein Aussichtspunkt oberhalb von Skutvik:




Schön war insbesondere der Blick von hier oben auf den Fjord und die gegenüberliegende unbewohnte Insel Lundøya:




















Pünktlich kam die Nachmittagsfähre von Svolvær/Lofoten...












...und steuerte den Hafen von Skutvik an:

 


Nach kurzem Aufenthalt legt die Fähre schon wieder ab und fährt zurück nach Svolvær: