Dienstag, 5. November 2019

Sehnsuchtsorte - Teil 1

Auch wenn es mich bei jedem Aufenthalt auf Hamarøy lockt, neue Wege zu gehen - es gibt hier etliche "Sehnsuchtsorte", die wir immer wieder aufsuchen, und Wanderungen, die immer wieder schön und spannend sind.

Ein Ort, den ich sehr mag, auch wenn es dort ganz unspektakulär ist, ist die Dragsbukt. Man erreicht sie leicht, wenn man vom Sträßchen von Oppeid nach Kalstad nach ca. 2 km zu Fuß nach Westen abbiegt.  (Wenn im Winter genügend Schnee liegt, führt hier auch eine sehr schöne Loipe entlang - oft war ich im Winter 2013 hier mit den Langlaufski unterwegs.)
Dort, wo am Ende der Bucht der kleine Bach, der aus dem Kalstadvatnet kommt, ins Meer mündet,
liegt ein wunderschöner Stein, der zwar nicht wackelt, aber sicher von Gletschern der letzten Eiszeit hier abgelegt wurde.
Dort habe ich Anfang Juli einen kleinen Steinmann errichtet, der - wie man sieht - auch noch ein paar Wochen später existierte: 

Ob er wohl die Herbststürme und den Winter 
überstehen wird...?

Interessant ist übrigens der Name dieser kleinen Bucht - "Dragsbukt":  Das norwegische Verb "dra" bedeutet "ziehen" - und geographische Orte, die dieses Wort "dra" in ihrem Namen tragen, bezeichnen Stellen, an denen früher Boote über Land gezogen wurden ("båtdrag").

Im Fall der Dragsbukt waren es Menschen, die per Boot aus Richtung Skutvik kommend nach Presteid, Ulvsvåg oder weiter nordwärts wollten. Sie vermieden so die gefährlichere Fahrt entlang der Außenküste von Hamarøy, mussten dafür aber ihre Boote von der Dragsbukt ein kurzes Stück über Land bis zur Bucht Glimma ziehen. 
Angeblich kann man noch heute die in die Erde eingelassenen Baumstämme sehen, die das Gleiten der Boote erleichterten - gefunden habe ich diese bisher nicht.

Solche Landengen heißen im Norwegischen "eidet" - daher der Ortsname "Oppeid" = "über der Landenge".  
Auch der Ort Drag am Tysfjord trägt seinen Namen deshalb: Hier fuhren Boote vom östlichen Ende des Kaldvågfjord durch den Varpvatnet, wurden dort über die Landenge in den Dragsvatnet und bei Drag dann noch einmal kurz über Land in den Tysfjord gezogen.

Immer wieder gehen wir auch zum Nesstraumen, einem starken Gezeitenstrom in der Nähe von Skutvik. In diesem Sommer haben wir bei herrlichem Sommersonnenwetter viele Stunden dort verbracht und zugesehen, wie der Gezeitenstrom zunächst in Richtung Vestfjord strömt, dann zur Ruhe kommt und anschließend wieder landeinwärts fließt.






Sehr gerne bin ich immer wieder auf den Pfaden der Wanderroute "Glimma rundt" unterwegs:


Auf mehr oder weniger gut erkennbaren Wegen bzw. Fußpfaden kann man die Meeresbucht Glimma umrunden und von dort aus Abstecher zum Berg Kaldvågtuva, zum kleinen Ort Kaldvåg oder zur verlassenen Siedlung Hella am Kaldvågfjord machen:

Wegweiser auf Glimheia
Interessant ist, dass man hier auf historisch bedeutsamen Pfaden unterwegs ist:  Im Jahr 1650 wurde  in Presteid die erste Kirche Hamarøys errichtet. Seitdem entwickelten sich Presteid und Oppeid zum Zentrum der Region. In der Folge wurde auf der Insel Finnøya ein Weg errichtet, der es Menschen, die am Sagfjord wohnten, ermöglichte, von Karlsøy zur Mølnbukta zu gehen. Von dort ruderten diese nach Hella und gingen von dort zu Fuß weiter nach Presteid, um dort z.B. die Kirche zu besuchen oder anderes zu erledigen. Die alten Wege über Finnøya und Glimheia heißen daher "kirkestien" (Kirchweg). 
Als im Jahr 1886 das Gebäude der Kirche von Presteid nach Karlsøy auf Finnøya verlegt wurde, wurde es notwendig, diese "Kirchwege" besser auszubauen, damit der Pfarrer diese Wege einigermaßen bequem zurücklegen konnte. Ich nehme an, dass zu diesem Zweck ganz oben auf der Glimheia, auf dem alten Weg nach Hella, diese kleine steinerne Treppe errichtet wurde:


Inzwischen gibt eine neue Wegvariante der Glimma-rundt-Wanderung - hier sieht eine solche "Treppe" so aus:  

Auch zum kleinen Ort Buvåg am Vestfjord kommen wir immer wieder gerne, und in seiner Umgebung gibt es sehr schöne Wanderziele. So z.B. die Halbinsel Selsøyodden - hier findet man herrliche Sandstrände und eine üppige Flora:




Eine hübsche Wanderung führt von Buvåg auch nach Westen zum Bremneset, auf dem ein großer steinernen Turm, der früher als Landzeichen für die Schiffe auf dem Vestfjord diente, errichtet wurde:


Als wir in diesem Jahr dort oben waren, erschraken wir ein wenig beim Anblick dieses fast komplett erhaltenen Skeletts eine Rentieres:


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